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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 37

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 37 — ein festes Schloß am Gardasee gesperrt, wo ihr die grausamste Behandlung zuteil wurde. Mit Hilfe eines Klosterbruders floh sie durch einen unterirdischen Gang, fuhr über den See und fand Zuflucht m der Hütte eines armen Fischers. Endlich entkam sie glücklich nach dem Schlosse Canossa; von hier schrieb sie an König Otto und bat um seine Hilfe. Otto war sogleich dazu bereit, eilte mit seinem Heere nach Italien und vertrieb Berengar. Da er seine erste Gemahlin Edithc verloren hatte, so vermählte er sich mit der jungen, schönen Erbin des Landes. So brachte er das Land, das einst zum Reiche Karls des Großen gehört hatte, unter seine Herrschaft und ließ sich zum Könige von Italien frönen. In Nom setzte ihm der Papst die römische Kaiserkrone aufs Haupt (962), wie fein Vorgänger einst Karl dem Großen. Von nun an verblieb die Kaiserwürde den deutschen Königen. Hierdurch erhoben sie sich über die andern christlichen Herrscher: diese alle neigten sich vor des Kaisers Majestät. Das Deutsche Reich aber führte fortan den Namen heiliges römisches Reich deutscher Nation. — Kaiser Otto starb, nachdem er 37 Jahre regiert hatte. Aus ihn folgten noch drei Kaiser aus dem sächsischen Hause, das im ganzen 105 Jahre über das Deutsche Reich geherrscht hat. 18. Kaiser Heinrich Iv. 1. Heinrichs Jugend. Nachdem das sächsische Kaiserhaus ausgestorben war, wählten die Deutschen ihre Herrscher aus dem Stamme der Franken. Man nennt daher diese Fürsten die fränkischen Kaiser (1024—1125). Die beiden ersten (Konrad Ii. und Heinrich Iii.) waren ausgezeichnete kraftvolle Männer, unter denen sich das Deutsche Reich zu hoher Macht erhob. Als dritter Kaiser folgte Heinrich Iv., der ein sechsjähriges Kind war, als er auf den Thron gelangte. Anfänglich stand er unter der Leitung feiner Mutter Agnes, die für ihn das Reich verwaltete. Aber die deutschen Fürsten mochten nicht einem Weibe untertänig fein. Der ehrgeizige Erzbischof Anno von Köln ging sogar darauf aus, den jungen Heinrich feiner Mutter zu entreißen und die Regierung des Reiches in feine eignen Hände zu bringen. Er lud die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Fest ein, das er zu Kaiserswerth am Rhein veranstaltete. Nach der Mahlzeit beredete er den heitern Knaben, sein prächtiges Schiff zu beschauen. Aber kaum hatte Heinrich das Schiff betreten, so stießen die Ruderer vom Ufer ab und erreichten bald die Mitte des Stromes. Der Knabe ahnte Verrat, schrie und sprang ins Wasser, um schwimmend das Ufer zu erreichen;

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 140

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
140 Mittlere Geschichte. itev in vieler Fürsten Dienst zu treten, die ihre Tapferkeit und Treue gut bezahlten. 2. Italien. § 56. Wichtiger, wiewohl keineswegs nachtheilig, war für Deutschland der Verlust Italiens. Die blühenden Städte Oberitaliens hörten um 1270 auf, die Oberhoheit der deutscheu Kaiser anzuerkennen. Unter sich verbunden hätten sie eine große Macht bilden können. Aber sowohl eigene Eifersucht als auch die Politik des Pappes ließen keine Gesammtheit aufkommen: und so weifen sie stets in blutigen Kriegen mit einander begriffen. In den Städten selbst wütheten noch dazu zwei Parteien, der Adel und das Volk, gegen einander, ganz wie in den alten Griechenstädten. Am blühendsten wurden Mailand, Florenz, Genua, Pisa, und vor Allen Ve-n e d i g. Letztere Stadt war seit der Völkerwanderung auf mehr als 100 Inseln erbaut worden, die durch La-guneu vom festen Laude getrennt, mittelst 306 Brücken verbunden sind; so stieg sie gleichsam aus dem Meere empor. Statt der Hauptstraßen erblickt man hier Kanäle, statt der Karren Barken und statt der Staatswagen schwarze Gondeln. Die Stadt bekam seit 697 einen Herzog (Doge); aber die ursprüngliche Demokratie verwandelte sich bald in eine drückende Adelsherrschaft. Als Venedig 1173 im Kampfe mit dem Kaisersohne Otto 48 Schiffe im adriatischen Meere vernichtete, gieng der Papst dem siegenden Dogen Ziani entgegen und überreichte ihm einen goldenen Ring mit den Worten: „Nimm diesen Ring und wirf ihn in's Meer, als ein Zeichen, daß ihr euch mit ihm vermählet, wie sich ein Mann mit dem Weibe vermählet, und daß ihr anf gleiche Weise über das Meer herrschet. Thut dieß alle Jahre, daß die Welt erkenne, das Meer sei durch eure Tapferkeit euer eigen geworden." Darum fuhr jährlich, so lange die Republik bestand, der Doge mit dem Adel aus einer Festbarke zu dieser Ceremonie aus. Venedig zog den Alleinhandel mit

3. Von 911 - 1198 - S. 25

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Reichstag von Roncaglia 1158. Zerstörung Mailands 1162 25 zwingen ist, doch ihn, den sie als ihren eignen gütigen Fürsten empfangen müßten, oft, wenn er sein eigenes Recht fordert, feindselig aufnehmen_________ Unter allen Städten dieses Volkes behauptet jetzt Tslediolanum (Mailand) den ersten Rang. . . . Diese Stadt gilt nicht nur wegen ihrer Größe und der Menge tapferer Männer, sondern auch darum, weil es zwei benachbarte in öemselben Winkel gelegene Städte, nämlich Cuma und Lauda, seiner Herrschaft einverleibt hat, für mächtiger als die anderen Städte, wie erzählt worden ist. wie nun bei den hinfälligen Dingen (dieser Welt) infolge der Lockung des lachenden Glückes zu geschehen pflegt, so blähte auch Mailand, erhoben durch das Glück, sich zu so großer Frechheit des Stolzes auf, daß es sich nicht nur scheute, alle Nachbarn zu befeinden, sondern auch, die Majestät des Fürsten selbst nicht fürchtend, jüngst seinen Zorn auf sich zu ziehen wagte. .^Vernichtung der italienischen Städtefreiheit: Reichstag von Roncaglia 1158. Definition der Regalien durch die Rechtsgelehrten von Bologna. M. G. Constitutiones I, S. 244f. ...Regalien sind: heerbänne (arimanniae), öffentliche Wege, schiffbare Flüsse und solche, aus denen schiffbare gemacht werden, Häfen, Uferzölle, Abgaben, die gewöhnlich telonea (Transit- und Marktzölle) genannt werden, Münze, Gerichtsgefälle, erledigte Güter (bona va-cantia) und solche, die Unwürdigen auf Grund der Gesetze entzogen werden, abgesehen von denen, die durch besondere Verfügung gewissen Personen übertragen werden; die Güter derer, die unerlaubte Ehen schließen, der verurteilten und Geächteten gemäß den Bestimmungen der neuen Konstitutionen, Stellung von Posten und Lastwagen, Schiffen und eine außergewöhnliche Beisteuer zur allerglücklichsten königlichen Heerfahrt (Romzug), Silberbergwerke, Pfalzen in den gewohnten Städten, (Erträge der Fischereien und Salinen, die Güter der Majestätsverbrecher und die Hälfte des ohne Absicht in dem (Eigen des Kaisers oder der Kirche gefundenen Schatzes; ein solcher Schatz, dem absichtlich nachgeforscht worden ist, gehört ihm ganz. r >. - c) Zerstörung Mailands 1162. Chronica regia Coloniensis 1 1162; ed. waitz, Ss. rer. Germ. 1880, S. 110f. Die Bürger von Mailand gerieten in dumpfe Verzweiflung, zogen, indem sie auf jeden vertrag verzichteten, die Unterwerfung auf 1 Die Kölner Königschronif entstand im 12. Jahrh., der Blütezeit Kölns. Don den verschiedensten Verfassern weitergeführt, erhält sie sich den weiten Überblies über das ganze Reich und ist immer dem rechtmäßigen König in treuer Gesinnung zugetan, vgl. Wattenbach Ii, S. 441 ff.

4. Erzählungen aus der Geschichte des Altertums und der deutschen Geschichte - S. 35

1909 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Iv. Heinrich Iv. 35 und selbst zu erziehen. Agnes lebte mit dem kleinen König ans der Insel Kaiserswerth im Rhein. Dorthin begaben sich die Verschwörer. Sie fuhren auf einem prächtigen Schiff und luden den zwölfjährigen Knaben ein, es Zu besehen. Kaum war der König eingestiegen, als das Schiff auf und davon fuhr. Zwar sprang Heinrich ins Wasser, um zurück zu schwimmen, doch einer der Fürsten holte ihn sogleich zurück. Bei Hanno hatte der königliche Knabe es nicht gut. Hart und streng wurde er erzogen. Freundliche Worte hörte er selten. Da wurde der Knabe früh verbittert und lernte sich verstellen. Aber Hanno hatte einen Feind in dem mächtigen Erzbischof Adalbert von Bremen, der ebenso herrschsüchtig war. Der brachte es dahin, daß Hein- rich von Hanno fort zu ihm kam. Und mit 15 Jahren war der Jüngling großjährig und konnte allein regieren. Sein Ratgeber aber war Adalbert. Der war im Gegensatz zu Hanno verschwenderisch und prachtliebend und ließ den jungen König tun, was dieser wollte. Dieser Einfluß war auf Heinrich ebenfalls nicht gut. Unter solch schlechten Vorbildern wuchs König Heinrich auf. Schon mit 16 Jahren mußte der König sich verheiraten. Die Fürsten zwangen ihn dazu. Seine Braut war Berta von Susa, ein liebes Mädchen, mit dem er schon seit seinem 6. Jahre verlobt war. Aber er kannte sie nicht und ärgerte sich, daß er zu einer Heirat gezwungen wurde. Deshab mochte er seine arme Frau nicht leiden und vertrug sich schlecht mit ihr. Sie blieb aber immer gut und treu. § 2. Bis Canossa. Weil König Heinrich schlecht erzogen war und nicht gut regieren gelernt hatte, regierte er auch schlecht. Er beleidigte besonders die Sachsen so, daß sich eine gefährliche Verschwörung bildete und eine wilde Empörung ausbrach. Heinrich mußte eilends aus seiner Harzburg fliehen, die von den empörten Sachsen gründlich zerstört wurde. So groß war die Wut der noch rohen Menschen, daß sie sogar die Gräber öffneten und die Gebeine zerstreuten und bösen Unfug damit trieben. Dieser Frevel empörte die deutschen Fürsten und Städte, so daß sie sich auf Heinrichs Seite stellten. Da gelang es dem König, der Rebellen Herr zu werden. Nun ließ sich aber Heinrich zu Gewalttaten fortreißen, so daß die Sachsen sich in ihrer Not an den Papst wandten. Auch die deutschen Fürsten glaubten, jetzt sei die Zeit gekommen, den König zu stürzen, den sie nicht leiden konnten. Sie benachrichtigten den Papst von ihrer Absicht und luden ihn ein, nach Deutschland zu kommen. Dann solle er den König absetzen und einen von ihnen zum König machen. Papst war damals Gregor Vii. in Rom. Der war ein außerordentlich herrschsüchtiger Mensch. Er hatte die Vorstellung, daß der Papst der Höchste auf Erden sei; er habe über alle Reiche zu gebieten, alle Könige und auch der Kaiser müßten ihm gehorchen. Deshalb habe er vor allen Dingen das Recht, die Bischöfe einzusetzen. Das bestritt der König nun sehr. Es kam

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 37

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Alboins Zug nach Italien. 37 zu weit nördlich, und die Erzählung von Alboins Ausschau, so anziehend sie ist, wird doch wohl erst entstanden sein, um den schon bestehenden Namen des Berges zu erklären. Tie Wanderung durch das Gebirge hatte einen Monat gedauert. Schon im Mai überschritt Alboin die Grenze des erstrebten Landes und durchzog Venetien, fast ohne Widerstand zu finden. Doch lirß er sich durch die Leichtigkeit der Eroberung nicht zur Übereilung verführen. Trotz des glücklichen Anfangs mußte er sich auf die Möglichkeit eines Rückzugs gefaßt machen. Deshalb suchte er als kluger Feldherr den Teil Venetiens, den er zuerst betreten hatte, die heutige Landschaft Friaul, die auch als Grenzprovinz gegen Avaren, Slaven und Byzantiner eines besonders starken Schutzes bedurfte, zu sichern, indem er den damaligen Hauptort der Landschaft Forum Julii (jetzt Cividale), nach dem sie noch heute den Namen (Forojuli, Friuli, Friaul) führt, stark befestigte und eine Art Schutzmark daselbst errichtete. Er überlegte nämlich, wie Paulus Diakonus berichtet, wem er diese erste eroberte Provinz, die das nordöstliche Thor Italiens bildet, anvertrauen sollte, und entschloß sich endlich, seinen Neffen Gisulf, einen sehr tüchtigen Mann, der zugleich sein Stallmeister oder, aus Lango-bardisch, sein Marpais*) war, zum Herzog über die Burg Forojuli und die ganze Gegend zu setzen. Gisulf erklärte aber, er könne das schwere Ehrenamt, das der König ihm anbiete, nur dann annehmen, wenn er sich selbst die langobardischen „Faren" d. h. Geschlechter oder Familien auswählen dürfe, die mit ihm das Land beschützen würden. So geschah es auch, denn der König erfüllte ihm seinen Wunsch; Gisulf erhielt nach seiner Wahl einige besonders tüchtige Sippen, die zu seinem Beistand im Lande blieben, und übernahm nun erst das Amt eines Herzogs von Friaul. Auch eine Anzahl edler Stuten zur Aufzucht erbat er sich vorn König; denn vortreffliche Rosse und wohl eingeübte Reiter waren notwendig, um rasch im Fall feindlicher Bedrohung eine Verbindung zwischen den einzelnen Grenzwachen und Wohnorten herzustellen. Vorsichtig stets das Eroberte sichernd und außerdem vielfach aufgehalten durch die zahllosen Wasseradern des Landes, rückte der König langsam nach Westen vor. Während der Patriarch von Aguileja mit dem Kirchenschatze auf die Lagunen an der Jfonzomündnng floh, zog der Bischof Felix von Treviso ihm feierlich entgegen und übergab ihm freiwillig die Stadt. Der Erfolg zeigte, daß er nicht umsonst aus Alboins edlen Sinn vertraut hatte. Der König nahm die Übergabe freundlich an, ließ dem Bischof — „wie er denn höchst freigebigen Sinnes war," sagt Paulus — auf seine Bitte *) Das Wort ist aus mar (Mär, Pferd) und paizan (das Gebiß anlegen) zusammengesetzt.

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 101

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Pertharis Rückkehr und König Kumnkperts Schicksale. 101 Über des gewaltigen Königs Tod erzählt Paulus Diakonus, er habe einst zur Ader gelassen und neun Tage in seinem Palast gesessen. Da nahm er seinen Bogen zur Hand, um eine Taube zu schießen; aber dabei brach die Ader an seinem Arme wieder aus, und die Ärzte legten ihm vergiftete Heilmittel darauf und führten so den Tod des kraftvollen Greises herbei. Er war von gewaltigem Körperbau, kahlem Haupte und starkem Barte; an Kühnheit kam niemand ihm gleich, und auch im klugen Rate übertraf ihn keiner. Der Leib des Königs er war eifriger Katholik gewesen — wurde in der Kirche des heiligen Ambrosius zu Pavia bestattet, die Grimwald selbst hatte erbauen lassen. Da fein Sohn Romwald gestorben war, so hinterließ er die Herrschaft feinem zweiten Sohne G ari-bald, den ihm König Ariperts Tochter geboren hatte. Aber dieser war noch ein Kind. 16. Herihmrs Mckkehr und König Kuninkperts Schicksale. (Von 672 bis 700.) Damals geschah es, daß Perthari — wie der Volksmund erzählt — aus dem Frankenreiche schied und ein Schiss bestieg, um nach der britannischen Insel überzusetzen. Als aber das Fahrzeug eine kurze Strecke zurückgelegt hatte, erscholl von der Küste her eine Stimme, die rief: „Ist Perthari auf diesem Schisse?" Und als geantwortet ward, er fei allerdings hier, rief die Stimme weiter: „So meldet ihm, er möge heimkehren in fein Vaterland; denn heute ist der dritte Tag, feit Grimwald aus dieser Welt geschieden ist." Sogleich kehrte Perthari um, konnte aber, als er das Ufer erreicht hatte, weit und breit niemand finden. Deshalb glaubte er, daß es kein Mensch, sondern ein göttlicher Bote gewesen fein müßte, der ihm Grimwalds Tod verkündete. Da zog er unverweilt dem Vaterlande zu und als er die italienische Landesmark überschritt, fand er dort schon alle feine Getreuen versammelt und zog mit königlichem Gepränge in Pavia ein. Der Knabe Garibald mußte mit feinen Anhängern fliehen. Drei Monate nach Grimwalds Tode ward Perthari von den Langobarden feierlich zum König gekrönt. Sogleich nach feiner Heimkehr sandte Perthari nach Benevent und ließ von da seine Gemahlin Rodelinde und feinen Sohn Kuninkpert zu sich holen. Dann erbaute er in Pavia an der Stelle am Ticinoflusse, wo ihm einst die Flucht vor Grimwald gelungen war, ein Jungfrauenkloster zu Ehren der heiligen Agathe, das er mit vielem Gut ausstattete; die Königin Rodelinde aber gründete vor den Mauern von Pavia eine Kirche der Jungfrau Maria. Sie wurde ad perticas d. i. „zu den Stangen" genannt, ein Name, der von einer langobarbifchen Sitte her-

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 111

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Liutpert, Aripert Ii. und Ansprand; Ferdulf und Argait wider die Slaven. 111 wieder schenkte*) und eine prächtige Urkunde darüber nach Rom sandte. Sonst weiß der Geschichtschreiber, abgesehen von den oben schon berührten Mordthaten und Grausamkeiten, nichts aus seiner elfjährigen Regierung zu berichten als, daß er „ein frommer Mann und ein Freund der Gerechtigkeit gewesen sei," ein Lob, zu dessen Bekräftigung er selbst freilich nichts weiter anführen kann als jene Schenkung und daß er öfters bei Nacht unerkannt ausgegangen und sich in andern Städten Herumgetrieben habe, um zu erlauschen, was die Leute von ihm redeten und ob die Richter überall ihre Schuldigkeit thäten. Wir haben nun noch den Ausgang dieses Königs zu erzählen. Nachdem Ansprand, wie bereits erwähnt ward, neun Jahre im Baierland in der Verbannung zugebracht hatte, bewog er endlich zu Anfang des zehnten Jahres (712) den Herzog Theodebert, seinen Beschützer, zu einem Feldzug gegen Aripert. Ein bairisches Heer rückte in Italien ein und lieferte ihm eine blutige Schlacht, wahrscheinlich am südlichen Ausgang der Alpen. Die Schlacht blieb unentschieden; als aber die Nacht dem Morden ein Ende machte, räumten die Baiern zuerst das Feld, und Ariperts Heer nahm deshalb die Ehre des Sieges für sich in Anspruch. Allein der König selbst muß andrer Meinung gewesen sein; denn er brach das Lager ab und zog sich gen Pavia zurück. Dadurch entmutigte er seine Leute und gab dem Feinde neue Kühnheit; ja, die Seinen wurden sogar schwierig und machten Miene zu Ansprand überzugehen. Bald nachdem er in die Stadt eingezogen war, mußte er die Erfahrung machen, daß er sich sein Heer entfremdet habe; deshalb folgte er dem Andrängen seiner Ratgeber, nach dem Frankenreiche zu fliehen. In der Nacht entwich er aus seinem Palast und nahm dabei soviel Gold als möglich mit. Als er aber über den Ticino schwimmen wollte, zog ihn die goldene Last auf den Grund, und er starb in den Wellen eines unrühmlichen Todes. Sein Leichnam wurde am nächsten Tage aufgefischt, in den Palast gebracht und mit gebührenden Ehren in der Erlöserkirche, die fein Urgroßvater Aripert erbaut hatte, beigesetzt. Nach dem Begräbnis Ariperts des Zweiten nahm Ansprand das Königreich, ohne daß jemand Einspruch erhob, zuhanden, denn er stand im Ruf eines weisen und wohlwollenden Mannes und besaß in der That eine Klugheit, in der sich wenige mit ihm vergleichen konnten. Aber schon nach drei Monaten fiel der treffliche Herrscher in eine tödliche Krankheit. Er erlebte noch die Freude, daß die Langobarden, als sie fein Ende kommen sahen, seinen Sohn Liutprand zum König erkoren. Dann starb er, im Juni 712. *) In der Proviu; „Cottische Alpen". Siehe die Anmerkung S. 39. Es handelte sich nicht um eine ^'andschenkung, sondern nur um Wiederanerkennung des päpstlichen Eigentumsrechts über die Kirchengüter jener Provinz, das den Päpsten durch die Gründung des Langobardenreiches verloren gegangen war.

8. Mittlere Geschichte - S. 20

1892 - Leipzig : Reisland
— 20 — ftitur (von investire, bekleiden). Auch andre kirchliche Ämter durften bei Strafe des Bannes nicht mehr an die Geistlichen vergeben werden. Hiergegen erhob sich ein gewaltiger Widerspruch von feiten der Fürsten. Hiermit verband Gregor die Verordnung wegen des Cölib ats oder der Ehelosigkeit der Geistlichen, um diese von der Fürstengunst unabhängig zu machen. Dieses Gesetz stieß auf den heftigsten Widerstand von seiten der Geistlichen. Doch Gregor blieb unbeugsam. Die verheirateten Geistlichen mußten sogar ihre Frauen verstoßen. Zugleich erneuerte Gregor die Behauptung, daß der Papst über den Konzilien stehe; der Papst fei der Statthalter Christi aus Erden, und er habe als solcher allein das Recht, Kaiser und Könige abzusetzen. 3. Heinrich Iv. 1. Heinrichs Jugend. Konrads Ii. Sohn, Heinrich Iii., war ein kräftiger Herrscher, der in Italien Päpste ein- und absetzte und in Deutschland die herzogliche Gewalt mit starker Hand niederhielt, dessen Oberhoheit sogar der König von Ungarn anerkannte. Leider starb er schon im 39. Jahre, viel zu früh für Deutschland, das nun der traurigsten Zerrüttung anheimfiel, da die Fürsten nun um so mächtiger ihr Haupt erhoben. Heinrichs Iii. Sohn, Heinrich Iv., war erst sechs Jahr alt, als sein Vater starb. Er war schon als Kind von drei Jahren zum deutschen König gekrönt worden. Seine Mutter, die edle und verständige Agnes, übernahm seine Erziehung und zugleich die Regierung des Reiches. Alsbald erhoben die Grasen und Herzöge Deutschlands wieder keck ihr Haupt, als sie der lästigen Oberherrschaft des Kaisers entbunden waren. Sie ertrugen die Regierung eines Weibes mit Unwillen und bildeten eine Verschwörung, um sich der Person des jungen Königs zu bemächtigen und der Mutter die Regierung zu entreißen. An der Spitze biefer Verschwörung ftanb der strenge und herrfchfüchtige Erzbischof Hanno von Köln. Dieser lub 1062 die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Feste nach Kaiserswerth am Rheine. Nach der Tafel machte Hanno dem Prinzen den Vorschlag, sein Jagbschiff zu besichtigen. Aber kaum hatte er es bestiegen, so stießen die Ruberer vom Ufer ab und trieben das Schiff in die Mitte des Flusses. Da merkte Heinrich, daß er verraten fei; er schrie und sprang über Borb ins Wasser. Aber man zog ihn wieber heraus und führte ihn nach Köln.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1872 - Münster : Coppenrath
108 zeigen und eine Lustfahrt mit demselben auf dem klaren, spiegel-hellen Strome anzustellen. Kaum aber war er auf dem Fahr-zeuge, da wurden alle Nuder in Bewegung gesetzt, und pfeilschnell flog das verrtherische Schiff mit dem geraubten Knaben davon. Der Kleine schrie, er sprang der Bord in's Wasser; Alles um-sonst! Sie zogen ihn wieder heraus, redeten ihm gtlich zu und fhrten ihn nach Kln in die erzbischfliche Wohnung. Die tief-gebeugte Mutter aber verlie auf immer das falsche Deutschland, wo man ihr das Liebste geraubt hatte, und ging nach Rom. Dahin trug sie die Klage ihres Herzens und nahm den Schleier, um fortan einer Welt voll Strmen und Schrecken zu entsagen. Hanno war nun das Haupt der Reichs Verwaltung, und er fhrte dieselbe mit dem Erzbischofe von Mainz und dem Herzoge Otto von Bayern. Um aber dm Verdacht der Herrschsucht von sich abzulehnen, ward festgesetzt: die Sorge fr die Erziehung des jungen Kniges und hiermit die Neichsverwaltung selbst solle immer demjenigen Bischfe berlassen sein, in dessen Sprengel sich der König aufhalte. Der junge Heinrich wurde von Hanno sehr streng gehalten und zum Gehorsame und zur Gottesfurcht angeleitet. Als aber einige Jahre nachher Hanno eine Geschftsreise nach Rom machen mute, berkam Adalbert, der Erz-bischof von Bremen, die vormundschastliche Regierung; denn Goslar, wo Heinrich seine Hofburg hatte und am liebsten war, lag in dem Sprengel dieses Erzbisthums. Adalbert war ein sehr geistreicher Mann, von feiner Sitte, wohlthtig gegen Arme und Notleidende, dabei aber auch herrschschtig und dem ueren Prunke ergeben. Er prgte seinem Zglinge den Grundsatz ein, da sein kniglicher Wille allein das Gesetz seiner Fürsten und feines Volkes sein msse. Jusbesondere flte er ihm einen unverstndigen Ha gegen die Sachsen ein, mit denen er selbst in bestndigem Streite lag. Er schilderte sie ihm als ein trotziges, emprungsschtiges Volk, das nur durch strenge Gewalt in Gehorsam gehalten werden knne. Und damit er die Gunst des knftigen Kniges fr immer gewinne, frhnte er Heinrich's

10. Geschichte des Mittelalters - S. 176

1861 - Münster : Coppenrath
176 seiner Wiederherstellung nach Palästina ein. Jedoch versöhnte er hiedurch deu Papst nicht. Dieser erließ sogar an die Geist- lichen und an tue Ritterorden in Palästina die strengsten Be- fehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu unterstützen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes für die Sache Gottes unwürdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glücklicher, als man hätte erwarten sollen. Er.schloß mit den Saracenen einen zehnjährigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und setzte sich in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Königes von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurück, vertrieb dort die Feinde ans seinen Besitzungen und söhnte sich auch mit dem Papste aus. Bald hierauf brach in Deutschland eine Empörung unter seinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Baters Abwesen- heit Deutschland verwaltet hatte. Für seine Untreue mußte er nach Italien in einen Kerker wandern, wo er sieben Jahre nach- her starb. Auf dieses traurige Ereigniß folgte bald ein fröhliches. Friedrich war Wittwcr und warb um die schöne Jsabella, Schwester des Königes von England. Ohne Zögern kam der Heirathsvcrtrag zu Stande. Der Kaiser ließ durch den Erz- bischof von Köln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Ge- folge seine Braut abholen. Ucberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Köln. Zehntausend Bürger, alle zu Pferde und festlich geschmückt, holten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es wa- ren Wagen, wie Schiffe gcbauet, mit Flaggen und Wimpeln,-die Pferde waren in Purpurdeckcn verhüllt. In den Schiffen saßen Sänger und ließen zu dem Orgel- und Flötenspiele heilige Lieder ertönen. Als die Kaiserbraut durch die festlich geschmückten Straßen fuhr und an allen Fenstern, auf allen Balkons die fröhliche Menge sah, nahm sie ihren Hut mit dem Schleier ab *) Dadurch wurde fortan der Titel „König von Jerusalem" Erd- theil des deutschen Kaisers als solchen.
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